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02.03.1944. RAUTER, Höherer SS- und Polizeiführer meldet die Niederlanden als "judenfrei"

 


RAUTER, Hanns Albin (1895-1949), Höherer SS- und Polizeiführer in den Niederlanden.
In Klagenfurt als Sohn eines Forstrats geboren, begann Rauter 1912 ein Ingenieurstudium, das er wegen des Beginns des Ersten Weltkriegs unterbrechen mußte. Nach Kriegsende, mittlerweile im Rang eines Oberleutnants, schloß sich Rauter bis 1923 den Freikorps an. Anschließend setzte er sein Studium fort, allerdings ohne einen Abschuß zu erreichen. Rauter war ein aktives Mitglied der österreichischen rechtsradikalen Szene, u.a. gehörte er zu den Mitbegründern des Steirischen Heimatschutzes. 1933 floh er aus Österreich nach Deutschland, betätigte sich von 1933 bis 1935 in der SA, um dann in die SS überzutreten. 1937 wurde er Abschnittsfüher im SS-Oberabschnitt Elbe. Er wurde zum Mitglied des Reichstags ernannt.
In der deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden nahm Rauter eine wichtige Stellung ein: Als Höherer SS- und Polizeiführer war er zugleich Generalkommissar für das Sicherheitswesen. Rauter führte nicht nur die in den Niederlanden eingesetzten deutschen SS- und Polizeibeamten, sondern hatte auch die Aufsicht über die niederländische Polizei. Er stellte eine niederländische SS auf. Je mehr sich die deutsche Besatzungsmacht auf das Machtmittel der Polizei stützen mußte, desto wichtiger wurde die Stellung Rauters. Als es Anfang 1941 zu Ausschreitungen gegen die Nationaal Socialistische Beweging kam, ließ Rauter 425 Juden als Geiseln festnehmen und in das Konzentrationslager Mauthausen deportieren, wo sie ermordet wurden. Die darauf in den Niederlanden einsetzende Streikwelle wurde von Rauter brutal niedergeschlagen. Auch die großen Streikaktionen vom April und Mai 1943 wurden durch Rauters persönlichen Einsatz gewaltsam beendet. Bei der Unterdrückung des niederländischen Widerstandes bediente sich Rauter immer brutalerer Mittel.
Rauter war der Hauptverantwortliche für die Deportation der Juden aus den Niederlanden, die zum ganz überwiegenden Teil in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Mit großer Energie versuchte Rauter, untergetauchte Juden aufzuspüren. In bestimmten Zweifelsfällen, so etwa bei ehemaligen jüdischen Angehörigen der Mussert-Bewegung oder bei unentbehrlichen Arbeitskräften, behielt er sich die Entscheidung über die Deportation persönlich vor.
In einem an Himmler gerichteten Bericht vom 2. März 1944 meldete er die Niederlande als »judenfrei«, bis auf die in »Mischehen« lebenden oder untergetauchten Juden. Insgesamt  waren 107 000 Juden deportiert worden, von denen nur etwas mehr als 5000 überlebt haben.
Rauter, der im Juli 1944 zum General der Waffen-SS ernannt worden war, wurde im März 1945 durch einen Anschlag der Widerstandsbewegung schwer verletzt. 1945 wurde er an die Niederlande ausgeliefert, zum Tode verurteilt und im März 1949 hingerichtet.
 

siehe:
Enzyklopädie des Holocaust, Band III