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Fluchschrift
- Gegen das organisierte Deutschtum. Für den Wiederzusammenbruch
4.Januar 1995 / Frankfurt/M.


 
  • KONKRET 11/94:
    O. Tolmein "WHO´S LEFT ?
    Die autonome L.U.P.U.S-Gruppe"
  • Die Bezeichnung "Weizsäcker der Autonomen" für die Autonome L.U.P.U.S-Gruppe aus Frankfurt klingt geradezu wohlwollend gegenüber "Werwolf-Truppe", wie Eike Geisel sie nannte.

    Während des Golfkrieges veröffentlichte die L.U.P.U.S-Gruppe einen "Offenen Brief":
     
     

    Oliver Tomein
    "'Weizsäcker der Autonomen'
    Die autonome L.U.P.U.S.-Gruppe

    Wie die autonome L.U.P.U.S.-Gruppe zu ihrem Namen kommt, wird auf absehbare Zeit ungeklärt bleiben: ein Rest Huldigung an die klandestine autonome Praxis. Ansonsten ist die L.U.P.U.S.-Gruppe sicherlich eine der ungewöhnlichsten im autonomen Spektrum. Zuersteinmal blickt sie auf ein lange, eng mit dem Startbahn-Widerstand in der Rhein-Main-Region und den Libertären Tagen 1986 verknüpfte, Geschichte zurück. Zum Zweiten schreiben ihre Aktiven seit Jahren Bücher, die in der Edition ID-Archiv erscheinen: Über Rassismus, Antisemitismus und autonomen Widerstand. Das und ihre undogmatischen Ansichten, die nicht immer den militantesten Aktionen das Etikett 'am radikalsten' zubilligen, hat einem Vertreter in Szene-Kreisen den Titel 'Weizsäcker der Autonomen' eingebracht. Dabei zeichnet die Politik dieser Gruppe weder ein ungebremster Drang zur Versöhnung aus, noch haben sich die L.U.P.U.S.se als heimliche Vaterlandsverehrer profiliert. Nachdem an der Startbahn 1987 zwei Polizisten erschossen worden waren und Staatsschutz und Polizei sich daraufhin den lang gehegten Wunsch erfüllten, die radikale Rhein-Main-Szene richtig aufzurollen, war die L.U.P.U.S.-Gruppe eine der aktivsten Verfechter der 'Arthur hälts Maul!'-Kampagne, die wesentlich dazu beigetragen hat, daß es keine reihenweisen Verurteilungen gegeben hat. Die L.U.P.U.S.-Leute waren auch an der 'Nie wieder Deutschland'-Demo in Frankfurt a. M. beteiligt. Bei den antirassistischen Aktionen, seien es die Demonstrationen gegen den Mannhein-Schönauer-Mob 1992 oder die Tag-X-Blockade in Bonn, waren L.U.P.U.S.-Leute immer konzeptionell und praktisch aktiv. Das ist nicht immer ganz linear vonstatten gegangen: Die Deutschland-Kritik hat sich seit den ersten Papieren wie der 'Doitschstunde' deutlich verschärft. Der Analyse, Deutschland faschisiere sich, widersprachen sie aber vehement: Damit, so ihre Argumentation, werde der 'ganz normale' Kapitalismus und sein enormes Potential, sich zu verändern und neue Herrschaftsstragegien zu entwickeln, unterschätzt. Mehr als an theoretischen Fragen knappst die L.U.P.U.S.-Gruppe, die nicht gerade ein Massenorganisation ist, daran, wie sich die aktuellen Analysen in die Praxis umsetzen lassen."

    "Gerichtet an die ehemals linken Juden, die gestützt auf die daraus resultierende Autorität den Krieg gegen den Irak politisch legitimieren. ...Wir sind einiges gewöhnt von Euch. (Unvergessen wie ihr die Repressionswelle nach dem 2.11. nutztet, um euer staatsloyales Image aufzupolieren. Unerreicht bis heute auch das Bündnis gegen die Aufführung des Faßbinder-Stücks unter systematischer Ausblendung der gesellschaftlichen Realität.) Die eine oder andere Äußerung, ..., läßt uns erahnen: Wo wir eine natürliche Grenze wähnten, da ist nur Wüste. ... Ihr seid entschlossen mit Hilfe von (wahlweise) Geld, politischem Druck, der Bundeswehr oder allem gleichzeitig das israelische Militär davor zu bewahren ihr eigenes, gigantisches Arsenal benutzen zu müssen."

    Diese antisemitischen Ausfälle gipfelten in der Beschuldigung, jüdische Intellektuelle hätten "die Perfidie auf die Spitze getrieben". Eike Geisel hat ihnen kein Unrecht getan.

    Daß die LUPUSse durchaus in der Lage sind bzgl. Antisemitismus - in Anlehnung an ihre Vorfahren - noch weiteres zu bieten, beweisen sie auch in ihrem Buch "Geschichte, Rassismus und das Boot", in dem sie die Argumentation Dan Diners eine "Dekontaminierungsdusche Dinerscher Plausibilität" nennen.

    Fühlten sie sich während des Golfkrieges berufen jüdischen Intellektuellen klarzulegen, daß es mit deren "Autorität als Opfer" so langsam vorbei ist und sich LUPUS das massenhafte Protestpotential im deutschen Volk nicht miesmachen läßt, so versuchten sie später eine Kritik von Frankfurter MigrantInnen (Cafe Morgenland) am Rassismus der deutschen linksradikalen Szene paternalistisch abzubiegen.
    Zwar gestatten sie ihnen in ihrem Buch auch einen Beitrag zu veröffentlichten, können die Kritik der MigrantInnen aber nur dann abdrucken,

    - wenn sie den Beitrag mit "einer Anmerkung und einer Stellungnahme" versehen, damit beim deutschen Publikum keine Mißverständnisse über die Haltung der LUPUSse aufkommen;


    - wenn sie dieser Kritik gleichzeitig auch "ihre Berechtigung"aussprechen, "um die Wahrnehmung der faktischen sozialen Unterschiede und die daraus resultierenden Sichtweisen zu erzwingen." Die Kritik ist ihnen allein "lohnenswert" zur Therapierung "denkträger" deutscher Radikaler;


    - wenn sie den KritikerInnen selbst Rassismus gegenüber den Deutschen nachweisen dürfen, weil diese von "den" Deutschen und von "Wir" gesprochen haben: "Daran orientiert ist die Setzung des ´MigrantInnen-Wirs´ eine Annahme der, von rassistisch denkenden Leuten vorgenommenen Definition von ´den Deutschen´ und ´den Anderen´".


    Trotzdem geben sie sich weiterhin großzügig. Letztlich "kann es nicht darum gehen, MigrantInnengruppen eine entsprechende Artikulation zu verwehren", da sie "Leidtragende bestimmter Verhältnisse" sind.

    Als Opfer gern gesehen, als "ArtikulantInnen" gerade noch geduldet, werden Juden und MigrantInnen als KritikerInnen für LUPUS unerträglich.

    Die Behauptung von Tolmein, sie seien "konzeptionell und praktisch" bei "den antirassistischen Aktionen" aktiv gewesen, ist ein weiterer Beitrag zur linken Mythenbildung.

    Was 1992 in Mannheim gegen den Schönauer Mob noch möglich war, konnte 1994 nicht mehr durchgeführt werden. Im Einklang mit fast der gesamten linksradikalen Rhein-Main-Szene boykottierte auch LUPUS die Aktionen gegen den Mob in Mannheim-Waldhof.1)
     

    Auf einer Veranstaltung zum Kaindl-Prozeß in Berlin traten sie als "ExpertInnen" in Sachen "linker Verräter" auf, ein Label, das sie sich in der Startbahnbewegung erworben haben. Linker Mythos verträgt sich gut mit Paternalismus gegenüber MigrantInnen. Statt eine Unterstützung der Angeklagten zu organisieren (unabhängig davon, ob Aussagen gemacht wurden oder nicht) beteiligten sie sich an der unsäglichen "Verräter-Diskussion". MigrantInnen sollten sich den deutschen Diskussionen und Erfahrungen unterwerfen. "Es sind nicht Anna und Arthur, es sind Erkan und Bahrettin, die eine ganz andere Sozialisation haben." schrieben MigrantInnen aus Berlin zu der Gleichsetzung mit den Startbahnprozessen. Es hat nicht interessiert, daß keiner der verfolgten und inhaftierten MigranntInnen bereit war, die beiden als Verräter zu bezeichnen.  Während in Berlin die deutsche "Expertenrunde" zusammenkam, wurde in Frankfurt, nachdem bei einer Veranstaltung (mit dem Titel: "Wenn RassistInnen angreifen, sorg dafür, daß sie es NIE WIEDER TUN !") nicht über "Mord und Verrat" diskutiert wurde, die Unterstützung verweigert.2)

    Die Szene hat sich gewandelt, Aktionen wie in Mannheim-Schönau sind passé, heute wird alles wieder populistischer und dem eigenen Volk wird wieder mehr aufs Maul geschaut.3)

     

    Ein weiteres Szene-Märchen ist, daß sich ihre Deutschland-Kritik "deutlich verschärft" hätte. Vielleicht ist auch nur damit gemeint, daß einige Dummheiten der "Doitschstunde" (Nov.1990) stillschweigend unter den Tisch gefallen sind oder revidiert wurden.
    Zur Erinnerung: Während die "Radikale Linke" 1990 schrieb, "Deutschland denken heißt Auschwitz denken !", und damit dem Versuch, im Zuge der Wiederherstellung eines größeren Deutschlands den Nationalsozialismus zu relativieren ,entgegentrat, behaupteten die LUPUSse:
    "Mit dieser Gleichung bringen wir 40 Jahre BRD-Geschichte und -kämpfe(!) zum Schweigen. Und das ist ganz und gar nicht zufällig: auf dieses Nachkriegsdeutschland haben wir weitaus weniger Antworten als auf seine faschistische Vergangenheit."
    Die politische Dimension der Wiedervereinigung - zu dieser Zeit noch längst nicht abschätzbar - wird auf das geschichtslose Normalmaß der Bundesrepublik ab Stunde Null zurechtgestutzt.

    Und was sie "Antworten auf die faschistische Vergangenheit" nennen, ist pure Verdrängung:
    Der Begriff "Nationalsozialismus" kommt in dem Papier nicht vor, sie sagen dazu "Faschismus" oder "3.Reich". Konsequenterweise ist auch nicht von Antisemitismus die Rede und die Vertreibung und Ermordung der europäischen Juden keiner Erwähnung wert.

    Der Drang sich unbedingt an Veranstaltungen von deutschen Linksmicheln zu beteiligen4)- und um sich dort nicht völlig zu blamieren -, zwang LUPUS zu einigen Anpassungsleistungen. Zwei Jahre nach der "Doitschstunde" geben sie sich nachträglich naiv, weil "andere und wir uns nicht plausibel erklären (konnten), worin das Besondere eines deutschen Spezifikums, einer Einzigartigkeit, besteht, bzw. wo es entstanden ist, worauf es gründet", sie also über die Tatsache der Ermordung der europäischen Juden (ein "Spezifikum" der Deutschen) noch nicht aufgeklärt waren.

    In ihrem Buch "Das Boot ..." versuchen sie "Zugeständnisse" besonderer Art. Nachdem LUPUS "den Ablagerungen der Geschichte im Bewußtsein des theoretischen Durchschnittsdeutschen nachspürt" und allerlei "Charaktereigenschaften" und "Tugenden" bemüht hat, so beispielsweise Opportunismus, völkisches Bewußtsein, Feigheit, bedingungslose Tüchtigkeit, Drang zur Reibungslosigkeit, soll nun mit "einer Analyse, wo, wie und warum diese Einstellungen und Dispositionen historisch entstanden sind" dem "Spezifikum" an die Wurzel gegangen werden. Nicht die Fakten werden zur Kenntnis genommen (so bleibt die Ermordung der Juden auch dann ein Fakt, wenn geklärt ist, warum die Deutschen es getan haben), sondern die KritikerInnen der Deutschen werden in die Geschichte gejagt, mit der Gewißheit, daß sie damit genug zu tun haben. Was von bürgerlicher und reaktionärer Seite versucht wird, nämlich die deutsche Geschichte "durch den Nationalsozialismus hindurch" zu rehabilitieren, erfährt hier von LUPUS seine linke Variante.

    Wer soviel von "Mitmachqualitäten", "Mittäter-Identitäten", "Masse der Schweigenden, nicht Opponierenden, letztlich Mitmachenden" schwadroniert hat das dringende Bedürfnis das Volk zu entschuldigen: "Beteiligung des bürokratischen Apparats an der Shoah, breite Zustimmung zu den Angriffskriegen und des Wohlwollens großer Teile der Bevölkerung gegenüber den politischen Säuberungsaktionen" lautet die verharmlosende Hierarchisierung. "Volk und Shoah" bringen sie nicht zusammen über die Lippen, nur fein voneinander getrennt. Mit der Feststellung der "Einmaligkeit industrieller Vernichtung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis" koppeln sie die Vertreibung und Ermordung der Juden vom deutschen Volk ab, d.h. ein wesentlicher Bestandteil des Vernichtungsprozesses (die arbeitsteilige Durchsetzung und Übereinstimmung von Staat und Volk) wird verwischt.
    Dem entspricht, daß sie die Singularität des deutschen Nationalsozialismus nur in antikapitalistischen Kategorien begreifen wollen. Die "industrielle" Ermordung der Juden, Roma und Sinti, sowjetischen Kriegsgefangenen in den Gaskammern von Auschwitz, Treblinka, Majdanek und anderswo war ein Teil der gesamten Vernichtungsmaschinerie der Deutschen. Der Gedanke und die Durchführung des Vernichtungsprozesses war umfassend, die Art der Tötung unbeschränkt: "Die Abfolge der einzelnen Schritte sah folgendermaßen aus: Zuerst definierte man den Begriff `Jude´; dann traten Enteignungsmaßnahmen in Kraft; es folgte die Konzentration der Juden in Ghettos; schließlich fiel die Entscheidung, das europäische Judentum auszulöschen. Nach Rußland wurden mobile Tötungseinheiten entsandt, während man im übrigen Europa die Opfer in Vernichtungslager deportierte." Raul Hilberg schätzt, "daß mehr als 25% der Holocaust-Opfer erschossen worden sind. Über 50% kamen in den sechs großen, mit Vergasungsanlagen ausgerüsteten Todeslagern um. Der Rest fand unter den fürchterlichen Bedingungen der Ghettos, Arbeits- und Konzentrationslager, Todesmärsche usw. den Tod." (Browning)

    Die Besonderheit des Antisemitismus im Nationalsozialismus bestand in der konsequenten Verfolgung des Zieles der Vertreibung und letztlich der Ermordung aller Juden, deren die Deutschen habhaft werden konnten. Daran hinderten sie lediglich die nichteroberten Länder und schließlich die alliierten Truppen. Bis zum Ende verfolgten sie ihr Ziel mit allen Mitteln. Durch nichts ließen sie sich davon abbringen. Innerhalb der deutschen Gesellschaft existierte keine Schranke gegen das Verbrechen; sie mußte von außen gewaltsam gesetzt werden. Wenn die deutsche Linke das funktionale Zusammenspiel von Führung und Masse im Nationalsozialismus nicht begreift und sich statt dessen ein gutes Gewissen im Widerstand sucht, ist sie unfähig die TäterInnen, ihre Verbrechen und damit auch die eigene Geschichte wahrzunehmen.5)

    Am Schluß ihrer Exkursion im Begreifen "der Ablagerungen der Geschichte im Bewußtsein des theoretischen Durchschnittsdeutschen" werden sie dort ankommen, wo alle Linke ankommen, die sich das deutsche Volk für spätere große Taten warm halten wollen. Sie werden auch demonstrieren, daß die Ermordung der europäischen Juden nur noch eine Fußnote - oder wie bei LUPUS eine Klammer - der Geschichte ist: Die "Irrationalität ‘unnötiger’ Opfer ... kann nicht die Rationalität und Normalität nazistischer Ziele ausblenden. Der imperiale Kampf um ‘Lebensraum im Osten’ war keine verrückte Idee der Nazis, sondern nur die konsequente Fortsetzung europäischer/imperialer Kolonialpolitik. Die Verfolgung von KommunistInnen, SozialistInnen und AnarchistInnen war keine nazistische Besonderheit in Europa, sondern abendländischer, zivilisatorischer Standard. Die Ausplünderung des eigenen Volkes und anderer Völker war keine Spezialität des Nazi-Regimes, sondern gemeinsame Grundlage europäischen Reichtums. Die Judenverfolgung war ganz und gar nichts ‘Singuläres’ im demokratischen Europa, sondern nur der christlichste aller europäischen Rassismen (was allerdings nichts von der Einmaligkeit industrieller Vernichtung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis einebnet!)".

    Womit der Kreis geschlossen ist. Die Deutschen waren die ersten Opfer der Nazis und in "der ‘Appeasement-Politik’ europäischer Staaten drückte sich eben nicht eine falsche Analyse, sondern die tiefe Übereinstimmung vieler europäischer Regierungen mit der Ideologie, der Ökonomie und den politischen Zielen des Nazi-Regimes aus."6)
    Damit liegen sie nach einigen theoretischen Verrenkungen wieder im gesellschaftlichen Mainstream und haben den Wind der deutschen Geschichte im Rücken. Damit läßt sich Politik machen. (Siehe Anm. 3)

    Von all dem (oder ähnlichem) schreibt O. Tolmein nichts. Und wahrscheinlich geht es ihm auch nicht darum, die Aussagen und Taten von LUPUS einer Kritik auszusetzen. Auf dem Markt der Eitelkeiten zählt auch die wissende Geschwätzigkeit, der dezente Hinweis Insider zu sein. Anstatt daß O. Tolmein versucht durch einige Szene-Schmankerl eine Gruppe anzubieten, die er scheinbar nicht genau kennen will, hätte er dies LUPUS selbst überlassen sollen: Sie können sich immer noch am besten (selbst-) darstellen.


    Fußnoten:

    1) Damit Mannheim-Schönau nicht vergessen wird, wurde fast auf den Tag 2 Jahre später der "Freie Weg" in Mannheim-Waldhof "ausländerfrei" gemobt. Nach den Angriffen wurden die türkischen Familien (nicht der Mob) von der Polizei evakuiert. Bis auf wenige war die Mannheimer Linke nicht willens gegen die Bewohner des Stadtteils vorzugehen, um die Aktion zu stoppen. Sie spielten das Geschehene herunter und erklärten das Pogrom zu einer volkstümlich-proletarischen Art sich zu streiten. Dabei fanden sie im Rhein-Main-Gebiet reichlich Unterstützung. Je weniger diese linken Lokalpatrioten gegen den Mob unternahmen, um so lauter diskutierten sie über "Metropolenchauvinismus", nachdem sie erfuhren, daß in Frankfurt Gegenaktionen vorbereitet wurden. 
    Bei der geplanten Demo am 1.6.94 in Mannheim-Waldhof wurde von der Polizei das gesamte Gebiet um den Stadtteil abgeriegelt. Schon in Frankfurt wurden TeilnehmerInnen von der Polizei gestoppt. Insgesamt wurden ca. 50 Personen eingeknastet. Zur Zeit laufen 2 Bußgeldverfahren und ein Prozeß wird eröffnet werden. 

    2) Als Begründung diente der Hinweis auf den Tod eines Neonazis und auf "ungeklärte Fragen" bzgl. Aussagen zweier Angeklagter. Dahinter verbarg sich in gewisser Weise die "Rache für Schönau": Schon das erste Plakat zu Mannheim-Schönau "Vertreibt den deutschen Mob aus den Straßen von Mannheim-Schönau" (nicht von LUPUS) und die gleiche Parole zu Mannheim-Waldhof zwei Jahre später löste eine unsägliche Diskussion in der linksradikalen Szene aus. 
    Heute werden andere Mythen gestrickt: Die linksradikale Geschichtsschreibung kennt mittlerweile von den Schönau-Auseinandersetzungen nur noch LUPUS auf der einen und WILDCAT auf der anderen Seite. Dies wird aktuell auch von LUPUS selbst fortgeschrieben ("Lichterketten ..."). Geschichte wird gemacht, es geht voran ! (Fehlfarben) 

    3) Eine Aktion der "neuen Art" war auch die in Offenbach/Main, die sie trotz Kritik nicht lassen konnten. Was spaßig gemeint war, wurde zur linkspopulistischen Massenanbiederung und zur Verdoppelung des rassistischen Diskurses, der sich an einem regionalen deutschen Ressentiment nicht brechen läßt. Auf Flugblätter und Plakaten wurde von "Frankfurter Bürger für Sicherheit und Ordnung" aufgerufen "Das OF-Problem" anzugehen. "Während wir für unsere Chefs ranklotzen, treibens die Offenbacher mit unseren Frauen und liegen faul in der Sonne. Ganz abgesehen davon, daß bekanntermaßen viele Offenbacher Scheinehen mit unseren Frankfurter Frauen eingehen, um sich so ins gemachte Netz zu setzen. Dann leben sie von unserem Sozialamt und fahren ihren Mercedes spazieren. ... Aber wir können weder die Probleme Kalkuttas noch die von Offenbach lösen. Die Offenbacher sitzen seit Jahren wie die Maden im Speck und schlagen sich den Bauch voll. Uns reichts ! Das sind doch alles Kriminelle ! Die gehen doch nur zu unseren Bildungseinrichtungen, um dort Drogen zu verkaufen. ..." 

    Sie haben eines nicht begriffen: was vielleicht vor 20 Jahren noch als Witz durchging (wobei keiner so blöd war wie dieser), bedeutet im Jahre 1994 eine todernste Angelegenheit. Entsprechend waren auch die Reaktionen der Frankfurter Rundschau und der "Kontrollierten". Die FR berichtete wohlwollend und die "gestoppte autofahrende Volksseele reagierte vorwiegend heiter auf die Aktion. Das Vorbild des Bundesgrenzschutz auf dem Frankfurter Flughafen vor Augen, ließ sie dem Ressentiment freien Lauf und forderte ungefähr alles von der Rückschiebung mit Beruhigungsspritze bis zum Beißschutz. "(TAZ) "Es wurde Zeit, daß da was passiert.", läßt die FR einen "älteren Mann" zu Wort kommen. Wer war noch gemeint? Ach so, die Offenbacher. 

    Hoffentlich ist dies nicht die praktische Umsetzung der Fragen, an denen die LUPUS "mehr knappst als an den theoretischen". Oder sollte der Schluß von der Schlechtigkeit der Mittel auf die Schlechtigkeit des Zwecks durchaus gerechtfertigt sein ? (Frei nach F. Engels) 

    4) Wie der KONKRET-Kongreß in Hamburg, der es schafft ohne nennenswerte Beteiligung von MigrantInnen auszukommen, dafür aber knallharte Rassisten aufbieten konnte wie einen Christoph Türke. Er war willkommen, konnten sich anschließend doch die "guten" Deutschen beweisen, wie schön sie ihn kritisieren können. Nur warum sie das mit ihm unbedingt in einem Raum oder auf demselben Podium und dann noch mit Argumenten machen wollten, bleibt trotz schöner Kritiken nach wie vor offen. 

    5) "Weil es Auschwitz gab, heißt, an Deutschland denken, gerade(?) auch(?) an Widerstand denken. ...Beziehen wir uns in unseren Kämpfen heute auf die Frauen im Widerstand, auf die Widerstandsgruppen im 3.Reich - wir bräuchten ihnen nichts in den Mund zu legen - sie können uns was sagen." 

    6) Und lt. LUPUS sind die Reeducation-Versuche der Alliierten nicht an den Deutschen selbst gescheitert: "Andere Herrscher - angelsächsischem Demokratieverständnis verhaftet - ließen eine/n nicht nur unbehelligt, durch ihre Nachkriegs(deutschland)politik bestätigten sie die Realitätstauglichkeit und Demokratieverträglichkeit dieser Einstellung." 



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